Möglichkeiten der Ergotherapie bei Demenzerkrankten

„Möglichkeiten der Ergotherapie bei Demenzerkrankten

von Frank Rathmann, am 12.03.2019 um 16 Uhr im VerBiZ.
(Fachergotherapeut Demenz nach Gudrun Schaade)

 

Herr Rathmann arbeitet in der Ergotherapie-Praxis am Benediktushof. Dort kann jeder mit Verordnung, die man vom Hausarzt lt. Heilmittelkatalog bekommen kann z. B. nach einem „Check Up“, wenn der Verdacht oder die Diagnose: Demenzielles Syndrom (PS5) festgestellt wird

Für Demenz müssen folgende Kriterien vorliegen:

Beeinträchtigung des Gedächtnisses, Beeinträchtigung des Alltags, Ausschluss einer Bewusstseinsstörung, eine Dauer der Hirnleistungsstörungen von mind. 6 Monaten. Dann erst spricht man von Demenz. Demenz entsteht langsam. Je eher sie aber behandelt wird und auch mit Ergotherapie begleitet wird, desto langsamer schreitet sie voran und desto länger bleibt die erkrankte Person beweglich. Die Ergotherapie fordert das Gedächtnis, das Gehirn eines Erkrankten lernt auch bei beschränkter Handlungsfähigkeit in jedem Alter immer noch dazu! Der Ergotherapeut kommt in den Haushalt, das Pflegeheim und schaut, wie man durch Kleinigkeiten das tägliche Leben verbessern kann.

(Aufhängen von Bildern, Beschriften von Türen und Schränken, Aufhängen von großen Uhren, Kalendern, Aufstellen von jahreszeitlicher Dekoration, Ausschalten von Gefahrenquellen, Orientierungshilfen, Biographie-Hinweise geben, Wohnraumanpassung, geeignete Gegenstände aus dem Katalog der Pflegehilfsmittel, z.B. schweres Besteck, Teller mit Rand, Griffhilfe für Stifte, etc.

Der Ergotherapeut übt Situationen aus dem Alltäglichen Leben (ADL-Training) pers. Hygiene, Umkleiden, Wege in der Wohnung (Mobilität) und erweitertes ADL Training: Haushaltsführung, Hilfe bei Essenszubereitung, Wirtschaftsmanagement (Behörden, Bank, Einkäufe, Hobby/Sport) mit dem Ziel, vorh. Fähigkeiten zu erhalten, Selbstwertgefühl zu steigern – Gebrauchtwerden – sinnvolle Beschäftigung.

 

Auch wenn das Verhalten oder die Gespräche eines an Demenzerkrankten für das Umfeld unverständlich erscheinen, ist es sinnvoll, gewisse Grundsätze (nach Naomi Feil) einzuhalten:

Nicht widersprechen, Empathie zeigen, ehrliche Gefühle – Selbstkongruenz - nicht lügen, nur wer, wo, was, wie, wann, aber niemals warum;

auf Augenhöhe zum Erkrankten gehen; feste Strukturen beibehalten, das gibt Sicherheit.

Die Nahrungsaufnahme ist oft gestört, nicht weil der Erkrankte es nicht will, sondern weil er es verlernt hat z.B. wie man den Löffel greift und nutzt oder wie man kauen muss (Scham). Teller wird oft wegeschoben, weil er zu nah und somit außerhalb des Sichtfeldes liegt. Verbale Aufforderung und Essen anreichen durch Führen der Hand. Oder Fingerfood aufstellen. Bei „Läufern“ „Eat bei Walking“ Flüssigkeiten etwas andicken, damit der Erkrankte beim Trinken etwas Spüren kann. Auf Temperatur achten nicht zu heiß oder eiskalt. Nicht zu viele Sachen auf den Tisch, das irritiert und überfordert.

 

Versuchen, die Mimik im Gesicht zu deuten. Eindrucksvolle Beispiele wurden in einem kurzen Film verdeutlicht.

Liegen evtl. Zahnschmerz, Bauchschmerzen, etc. vor, wenn die erkrankte Person Essen plötzlich verweigert oder sich krümmt. Den Erkrankten in Ruhe lassen und nicht weiter bedrängen, wenn er sich wegdreht oder wegstößt.

 

Täglich 10-Minuten Aktivierung durch:

 

Aktivitäten wie Zeitung Lesen lassen, auch bei Nichtverstehen des Inhalts;

oder Einbinden beim Kochen, Backen und andere alltägliche Tätigkeiten, entsprechend der vorhandenen Fähigkeiten;

das Geben einer Kiste mit pers. Sachen von früher:

Teddy/Puppe, Fotos, Sammelfiguren, pers. Gegenstände etc. fordern das Gehirn. Steckspiele oder Fühlspiele, Musik-Instrumente wie Klanghölzer, Schellen oder Klappern,

Musik von früher hören, Tanzen, Singen, Kegeln etc.

fördern die Kommunikation, sind sinnvolle Beschäftigung, verhindern soziale Isolation, Aktivieren das Langzeitgedächtnis, Steigern das Selbstwertgefühl, bringen Freude und erhalten vorhandene Fähigkeiten länger.

 

Spiele, Musikinstrumente, Tast- oder Fühlgegenstände zum Lernen und Beschäftigen wurden im Anschluss begutachtet.

 

Leider kann man bei Demenz nur die Symptome lindern, die Krankheit aber nicht heilen.

 

Alles in Allem war das ein ganz eindrucksvoller Vortrag, der leider nur von wenigen Personen besucht wurde. Bei Verdacht auf Demenz in ihrem Umfeld wenden sie sich an ihren Hausarzt. Bei Demenz empfiehlt es sich, die Dienste eines Ergotherapeuten in Anspruch nehmen.

 

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